Erntet man den als Futter vorgesehenen Honig, reagiert das Bienenvolk sofort. Zunächst muss neues Futter gesammelt werden, damit die Brut weiter aufgezogen werden kann und das Volk nicht verhungert. Würde nun Pollen- bzw. Nektarmangel herrschen, würde das Bienenvolk enorm geschwächt werden. Damit ich die optimalen Lebensbedingungen weiterhin bieten kann, wandere ich mit meinen Bienenvölkern zwischen verschiedenen Standorten.
Nach dem Auswintern der Völker wandere ich mit anderen Imkern zusammen in die Obstblüte ins "Alte Land". Unsere Bienenvölker können hier nach dem zehrenden Winter wieder zu Kräften kommen. Bei den Obstbauern sind wir gern gesehen. Während der Futtersuche bestäuben die Bienen die Fruchtblüten und sichern so eine gute Obsternte. Von der Obstblüte wandern wir in die Rapsblüte nach Schleswig-Holstein an die Ostseeküste. Hier stehen die Bienen bis Mitte Juni, um den Raps zu bestäuben, Pollen für das eigene Volk zu sammeln und für uns den Rapsnektar einzutragen. Aus dem Rapsnektar stellt die Biene den leckeren Rapshonig her. Ist die Rapsblüte zu Ende und ist vom Weißdorn auch nichts mehr zu erwarten, holen wir unsere Bienen nach Hause um den Rapshonig abzuernten.
Durch das große Futterangebot sind die Völker in dieser Zeit immer gut entwickelt. Damit das Bienenvolk nicht auf den Gedanken kommt, sich neue Königinnen aufzuziehen und sich mit einer „aus dem Staub“ zu machen (Fachbegriff ist „schwärmen“), bilde ich mehrmals Ableger. Ist der Rapshonig abgeerntet, entnehme die Königin und 2 - 3 Waben mit offener Brut und den ansitzenden Bienen und setzte diese in eine neue Zarge, die ich über einen Zwischenboden mit Flugloch auf das alte Volk setze. In diesem Deckelableger kann die Königin mit ihrem kleinen Volk munter weiterbrüten. Dem alte Volk überlasse ich die gesamten verdeckelten Brutwaben und mindestens eine offenen Brutwabe .
Für das alte Volk bedeutet die Trennung: sofort Schwarmzellen ausbilden und eine neue Königin aufziehen. Nach 8-9 Tagen breche ich alle Schwarmzellen aus und hänge eine Wabe mit junger Brut aus dem Deckelableger hinein (Fachbegriff ist „Weiselprobe“). Die Milben, die noch keinen Wirt haben, stürzen sich auf die frisch bebrütete Wabe.
EXKURS: Eine sehr hartnäckige Milbe ist die „Varoa“. Sie befällt mit Vorliebe die Bienenbrut. Einige bleiben auch an den einzelnen Bienen. Es gibt viele Mittel, mit denen man die Milbe chemisch bekämpfen kann. Diese trägt die Biene jedoch in den Honig ein. Unsere Betriebsweise trägt wesentlich zur biologischen Bekämpfung der Milbe bei.
Die Weiselprobe entnehme ich wiederum nach 8 Tagen mit den aufsitzenden Bienen. Durch diese Vorgehensweise kann ich ganz biologisch einen Großteil der Varoa aus meinem Bienenvolk locken. Das Volk kann aufatmen! Ich gebe ihm eine neue bereits begattete Königin in einem Käfig mit Futterteigverschluss. Diesen werden die Bienen abtragen und sich über die neue Chefin freuen.
Nun werden alle Weiselproben ausgebrochen und die darauf sitzenden Bienen mit neuen Königinnen zu starken Ablegern vereint. Um die Milbe endgültig einzudämmen, werden diese starken Ableger nun mit Ameisensäure behandelt. Dieses biochemische Mittel ist für die Biene wenig schädlich, kann aber im Honig eingearbeitet werden. So kommen die starken Ableger für die Honigernte in diesem Jahr nicht mehr in Frage.
Ab Anfang August wandern wir in die Heideblüte. Da muss alles mit, was fliegen kann!
Ende September ist die Heidetracht zu Ende. Ich hole meine Völker nach Hause und ernte hoffentlich den Heidehonig. Nun schaue ich mir jedes Volk an. Völker, die geschwächt erscheinen, werden gestärkt oder mit anderen vereinigt. Die, die gut und kräftig aussehen, bleiben, wie sie sind. Da ich den Honig (also den Futtervorrat der Biene) geerntet habe, füttere ich die Bienen nun mit Futtersirup, um sie stark einwintern zu können.
Und wieder ist die Varoa mit den Völkern mitgewachsen. Diese wird nun bei allen Völkern zweimal mit Ameisensäure und einmal im Dezember mit Oxalsäure bekämpft.
Nun wird es richtig spannend, denn für das Wildtier Biene kann ich nun nichts weiter tun, als ihr einen gleichmäßig kalten Winter zu wünschen, damit sie möglichst leicht überwintern kann.
Ich freue mich schon auf das nächste Frühjahr. Dann beginnt alles von vorn. Wie viele Völker wohl überlebt haben?
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